Im Gespräch mit der Künstlichen Intelligenz – Wie läuft das Interview der Zukunft mit Chat GPT? Ein Selbstversuch.

Hier schreibt ein Mensch. Auch diesmal. Wie bei meiner Kollegin im letzten Blogeintrag zum Thema KI und Chat GPT also vorab diese Klarstellung. Und vielleicht gibt es auch bald den Zusatz: Hier sprachen zwei Menschen – bzw. dieses Interview fand zwischen zwei Menschen statt.

Interessanter Aspekt auch im B2B-Marketing. Denn das Spiel lief bis dato wie folgt: Um sich, sein Unternehmen, seine Marke, seine spezifische Dienstleistung zu erklären und darzustellen, ggf. auch detailliert über Hintergründe, Rahmenbedingungen, aktuelle Herausforderungen, Bewegungen und Trends oder Innovationen am Markt zu informieren, ist ein Interview mit klugen Fragen und klärenden Antworten eine gute Form. Es gibt den interessierten Lesern oder Zuhörern nicht nur interessante Einblicke. Es verleiht dem Unternehmen auch ein persönliches Gesicht. Hat Zwischentöne. Lässt Interessenten sowie mögliche Kunden in die Praxis blicken. Lässt nachvollziehen. Schafft Vertrauen. Gibt Denkanstöße. Und ist – wenn gelungen – aufklärend und unterhaltsam zugleich.

Ein Interview kann also viel – die Autorin dieses Textes ist Fan dieser Art der Kommunikation. Einen auskunftsfreudigen Menschen mit Expertise und praktischen Erfahrungen zu interviewen und dieses Gespräch für Laien oder andere Experten gut lesbar und mit informativem Gehalt aufzubereiten, macht Spaß und bringt weiter. So weit so gut. Bislang!?

Gehen wir in den Selbstversuch.

Der da wäre: Wir führen zunächst ein Interview mit einem Experten zu einem spezifischen Thema. Nehmen wir beispielsweise das Thema „Herausforderungen des textilen Mikroplastik“. Das Gegenüber ist ein bewährter Experte. Erfahren, kritisch und verlässlich bei branchenspezifischen Anfragen. Das Prozedere: Vorab recherchiert die Autorin zum Thema. Formuliert die Fragen, die Klärung bringen sollen. Das Interview kann beginnen. Es entwickelt sich also ein Gespräch, das ein Sujet einkreist, Sachlagen und Fakten aufzeigt, Problematiken benennt, nachhakend vertieft werden kann, Herausforderungen und Lösungen – hier im Sinne von technologischen Fortschritten und umweltfreundlichen Alternativen – listet und darlegt. Das Ganze mit einem zusammenfassenden Fazit. Ergebnis: Ein Interview mit dem gewünschten Mehrwert.

Hat die Autorin bei eventuellen Unklarheiten oder zusätzlichem Informationsbedarf auch vorab schon die unendlichen Weiten des World Wide Web – sprich dort für sie und in der für sie adäquaten Zeit auffindbaren und zugänglichen Informationen – bemüht und dann im Text ergänzt, gibt es nun eine zusätzliche Quelle. Die KI. In diesem Fall Chatbot GPT. Heißt beim Selbstversuch: Dieser werden nun exakt die gleichen Fragen gestellt wie vorab im Interview mit dem Experten.

Synthetische Texte/Antworten.

Ergebnis: Die Antworten zum angefragten Thema decken sich in den genannten Fakten und Aspekten des Experten, sind bei der KI epischer und detaillierter. Im Ton ist die KI bemüht ausgewogen (Personas* wurden hier vorab nicht definiert), verweist am Ende jeder Antwort immer wieder bilanzierend auf ein Für und Wider – und dass bei langfristiger Lösung auch andere Maßnahmen nachvollzogen werden sollten. Ein diplomatischer Interviewpartner… Klingt so synthetisch wie es eben ist. Da vermisst die Autorin eigene Töne. Eigene Erfahrungswerte. Eine Meinung. Und ist gleichzeitig sehr froh drüber … (Denn wie entwickelt sich genau das in der Zukunft!?)

Und dann die schönen, konkreten Zahlen, die die KI nennt. Toll, das braucht man!
Doch diese Zahlen würde man gerne nachvollziehen. Woher kommen sie? Wo und von wem genau hat die KI diese aufgetan?

Interessierte Nachfrage:

  • Nenne mir die Quellen deiner Zitate zum Thema Mikroplastik. Benenne Studien zum Thema textiles Mikroplastik, die nicht älter als 5 Jahre sind.
    Als KI-Modell habe ich keinen Zugriff auf eine direkte Datenbank mit Zitaten oder Studien. Meine Antworten basieren auf meinem Trainingsdatensatz und meiner Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Quellen zu synthetisieren.
    Es gibt jedoch mehrere aktuelle Studien zum Thema textiles Mikroplastik, die in den letzten fünf Jahren veröffentlicht wurden. Hier sind einige Beispiele.

Auf Quellenangaben muss also verzichtet werden. Zahlen ungeprüft zu übernehmen ist allerdings für die Autorin ein No-Go. Da heißt es dann wieder: selbst recherchieren. Seriöse Quellen auftun. Eventuell menschliche Experten ansprechen, die aufgrund von Praxiserfahrung Zahlen einschätzen und verifizieren können.

Und auch bei den gelisteten Studien der KI obliegt es der verantwortungsvollen Journalistin, jede Einzelne auf Echtheit zu prüfen. Einiges kann hier nicht gefunden, nachvollzogen werden. Das alles kostet zudem viel Zeit. Worauf eine weitere Frage an Chat GPT gestellt wird:

  • Kann ich den Angaben der KI vertrauen? Oder generiert sie fiktionale Texte?
    Als KI-Modell habe ich keinen eigenen Willen oder eine eigene Agenda und ich generiere keine fiktionalen Texte. Meine Antworten basieren auf meinem Trainingsdatensatz und meiner Fähigkeit, auf Grundlage von Mustern und Wahrscheinlichkeiten Texte zu generieren. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass meine Antworten nicht immer zu 100% genau oder vollständig sein können und dass sie auch nicht immer den neuesten Forschungsstand oder die neuesten Entwicklungen widerspiegeln. Außerdem sollten meine Antworten immer mit kritischem Verstand betrachtet und gegebenenfalls mit anderen Quellen verifiziert werden.

Okay. Das ist alles nicht wirklich befriedigend, sondern lässt Fragen offen. Und es bleibt die Herausforderung, doch selbst zu recherchieren.

Fazit des Selbstversuches: Mit Chat GPT ein Interview zu führen, sprich gezielte Fragen zu einem Thema zu stellen, bringt innerhalb kürzester Zeit Antworten, die plausibel klingen. Und die in diesem Fall faktisch teils deckungsgleich waren mit den Aussagen eines menschlichen Experten zum gleichen Thema im vorab geführten Interview. Die von der KI genannten zusätzlichen Zahlen, Zitate und Studien müssen jedoch kritisch überprüft werden – das wiederum kostet Zeit und einiges war bei diesem konkreten Thema nicht überprüfbar.

An dieser Stelle dann auch noch einmal zurück zum Thema Interview und dem B2B-Marketing: Nichts ist spannender für Menschen, als zu erfahren, wie andere Menschen es machen. Welche eigenen Erfahrungen sie praktisch mit einem bestimmten Thema haben, wie sie etwas lösen und nutzen – und wie sie ehrlich und offen drüber kommunizieren. Eben möglichst glaubwürdig.
Ein Wort, das an Bedeutung gewinnen wird. In Text und Bild und Ton …

*ChatGPT-Personas sind unterschiedliche Persönlichkeiten, die das Sprachmodell annehmen kann. Zum Beispiel kann ChatGPT angewiesen werden, die Persönlichkeit einer bestimmten berühmten Person annehmen oder in einem bestimmten Stil oder Tonfall schreiben. Die Richtlinien für die Persona können im Wesentlichen an alle Bedürfnisse angepasst werden.

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